Im Juni 2015 zog es uns auf die Blumeninsel Madeira. Schon lange wollten wir uns die beeindruckende Landschaft dieser Insel anschauen. Ein sehr günstiger Flug mit der Condor brachte uns dann direkt nach Funchal. Da es auf Madeira keine wirklich schönen Strände gibt, haben wir die Reise mit der Algarve kombiniert. Dort hatte es uns im Jahr zuvor so gut gefallen, dass wir diesen Küstenabschnitt noch einmal besuchen wollten.
Aber nun zu Madeira: Rein optisch sieht es im ersten Moment wenig spektakulär aus, wenn man sich im Landeanflug einem der gefährlichsten Flughäfen der Welt nähert. Die volle Pracht der Insel kann man nur entdecken, wenn man viel wandert und die Gegend erkundet. Die Insel ist von vielen Steilwänden umgeben und bietet daher wenig Möglichkeit um im Meer zu baden.
Wir hatten ein Mietauto für die ganze Woche und machten täglich Ausflüge und Wanderungen.
Da wir recht kurzfristig gebucht hatten, waren schon einige Hotels ausgebucht. Wir entscheiden uns am Ende für das Quinta Splendida Hotel in Caniço, nur wenige Fahrminuten vom Flughafen und Funchal entfernt. Das Anwesen war ursprünglich ein altes Herrenhaus mit wunderschönem tropischen Garten. Die Zimmer sind nicht sehr modern aber da wir viel unterwegs waren, war es für uns absolut in Ordnung. Das Essen im Restaurant ist super. Wir bestellten 3 mal á la carte zum Abendessen und waren sehr begeistert.
Wir hatten in dieser Woche leider nicht ganz so viel Glück mit dem Wetter, es war immer sehr wolkenverhangen und grau. Das ist weder für Fotos das richtige Wetter, noch für schöne Ausblicke auf hohen Berggipfeln... Man muss aber wissen, dass das Wetter auf der anderen Seite der Insel völlig anders sein kann. An den hohen Bergen bleiben die Wolken förmlich stecken.
Also erkundeten wir zunächst die Stadt Funchal und besuchten die bekannte Markthalle "Mercado dos Lavradores". Dort gibt es jede Menge frisches Obst und Gemüse und die ganze Pracht an Blumen, die die Insel zu bieten hat. Wir schlenderten ein wenig durch die Stadt. Sehr empfehlenswert soll der Botanische Garten sein, der sich auf eine Fläche von 35.000 m² erstreckt. Er ist von Monte aus mit einer Luftseilbahn zu erreichen. Den Rückweg kann man mit einem Korbschlitten zurücklegen, der über keinerlei Lenkung oder Bremsen verfügt. Er wird lediglich von zwei, in der traditionellen weißen Tracht gekleideten, Schlittenlenkern gesteuert und durch sie gebremst.
Unser Weg führte uns am Cabo Girão vorbei, eine der höchsten Steilküsten Europas mit einer Höhe von 589m. Auf der Aussichtsplattform aus Glas besteht hohe Schwindelgefahr.
Am nächsten Tag ging es gleich am frühen Morgen zu einer Wanderung ab Ribero Frio. Eine der bekannteren Madeira-Wanderungen führt entlang der Levada do Furado bis nach Portela durch die tiefgrünen Lorbeerwälder. Die künstlich angelegten Levadas sind Wasserläufe, die auf der ganzen Insel das Wasser vom niederschlagreichen Norden zum Zentrum der Insel leiten. Dadurch ergeben sich wundervolle Wege inmitten der Natur. Mit Hilfe des Wanderführers aus dem Hotel, kann man sich einen sehr guten Überblick über die verschiedenen Wanderungen machen. Es ist sehr detailliert erklärt in welche Abschnitte sich die Wanderwege unterteilen, ob der Weg wieder zum Ausgangspunkt zurückführt, welche Höhenmeter man zurücklegt, welchen Schwierigkeitsgrad die Wanderung hat und in welcher Zeit man sie zurücklegt.
Das Wetter war sehr durchwachsen und aufgrund der verschiedenen Höhenlagen und der Wanderung durch den Wald, mussten wir uns richtig dick anziehen. Wir fühlten uns zum Teil wie im tiefsten Urwald Ugandas, da der Nebel in den Berggipfeln festhing. Wir drehten ca. nach der Hälfte wieder um, da dies kein Rundweg war und wir wieder zum Auto zurück mussten. Der Weg wird irgendwann recht abenteuerlich, daher ist die Wanderung nur für trittsichere und schwindelfreie Wanderer ratsam.
Ab dem Startpunkt der Forellenbecken gibt es wohl noch eine kurze Wanderung zu einem der schönsten Aussichtspunkte der Insel - Balcones. Mit gutem Schuhwerk lohnt sich diese kleine Wanderung sowohl vor, als auch nach dem Restaurantbesuch. Leider haben wir erst danach davon gehört.
Am Nachmittag ging es weiter in den Norden nach Santana. Dort findet man das Wahrzeichen von Madeira, die strohbedeckten traditionellen Bauernhäuser. Sie stehen heute zum großen Teil leer, nur einige werden als Touristenattraktion und Souvenirshop genutzt.
Danach fuhren wir noch zum reizvollen Ostkap, oder auch Ponta São Lourenço. Es soll in vielen verschiedenen Farben schillern. Zu unserer Reisezeit sah es eher farblos und recht trist aus. Es erinnerte uns an eine Wüstenlandschaft.
Der nächste Tag führte uns zum Pico Areeio, dem dritthöchsten Berg auf Madeira mit 1818 m Höhe. Da man direkt mit dem Auto hinfahren kann, ist er recht viel besucht. Von dort oben hat man eine atemberaubende Sicht und die Möglichkeit einige Wanderungen zu starten. Wir hatten wieder viele Wolken als Begleiter und mussten abwarten um immer mal einen Blick auf die tolle Aussicht zu erhaschen. Das hat sich aber wirklich gelohnt.
Von dort ging es weiter Richtung Norden nach São Vincente über Seixal und nach Porto Moniz.
Am Parkplatz vom Brautschleier-Wasserfall (Cascata do Véu da Noiva) bei Seixal machten wir eine kurzen Stopp. Der Blick auf den Wasserfall zeigt auch die alte, abenteuerliche Einbahn-Küstenstraße, die das Unwetter 2010 nicht überlebt hat.
In Porto Moniz schauten wir uns noch kurz das Natruschwimmbad an. Diese Schwimmbecken sind nicht nur wegen der ausgezeichneten Bademöglichkeiten sondern auch wegen ihrer Schönheit ein idealer Ort zum Erholen, Schwimmen oder Sonnenbaden.
Am nächsten Tag unternahmen wir ein kurze und recht unbekannte Wanderung zum Pico Ruivo do Paúl da Serra. Die Wanderung startet ganz unscheinbar mitten im Nirgendwo. Der Wasserlauf war zu Beginn sehr klein und gleicht teilweise eher einem Rinnsal. Später trat das Wasser über, so dass der Weg zum Teil unter Wasser stand. Wir folgten dem Weg entlang durch ein kleines Wäldchen und einen Berg hinauf. Der Blick von oben war wieder spektakulär. Sobald die Wolken vorbei zogen, gaben sie den Blick auf die Städte im Norden frei. Der Startpunkt ist in der Nähe der Wanderung 25 Fontes.
Ein letzter Ausflug durfte auf unserer Reise nicht fehlen. Die wohl bekannteste Wanderung zu den 25 Fontes (25 Quellen) von Rabaçal. Schon die Fahrt auf die Hochebene Paúl da Serra ist ein Erlebnis. Vom großen Parkplatz aus wandert man ca. 30 Minuten zum Forsthaus hinunter (es gibt auch Shuttle Busse; ca. € 2 pro Strecke). Durch ursprüngliche, dichte Vegetation plätschern viele kleine Wasserfälle über Felswände, Quellen entspringen und schöne Aussichten erfreuen die Naturliebhaber und Fotografen.
Der Risco Wasserfall ist vom ersten Abschnitt der Wanderung leicht zu erreichen, man muss jedoch den selben Weg wieder zurück wandern, denn nach dem Wasserfall ist der Weg gesperrt. Nun begibt man sich entlang der Levada das 25 Fontes (Levada der 25 Quellen). Am Ende wartet ein Talbecken mit mehreren kleinen Wasserfällen. Die Levada-Tour durch den Lorbeerwald ist sehr schön, eine gewisse Grundkondition ist aber erforderlich. Man sollte auf alles vorbereitet sein: Das Wetter kann sich schnell ändern und Nebel aufziehen. Außerdem ist es dort ziemlich überlaufen und man muss bei Gegenverkehr oftmals ausweichen und warten. Daher empfiehlt es sich am frühen Morgen oder erst am Nachmittag aufzubrechen. Gehzeit Levada des 25 Fontes: ca. 3,5 Std.
Es war eine wunderschöne und sehr abwechslungsreiche Reise nach Madeira. Die Natur hat uns sehr gut gefallen und wir waren sicher nicht das letzte Mal dort, denn es gibt noch sehr viel zu entdecken.
Trotzdem freuten wir uns sehr auf das warme Wetter und die schönen Strände an der Algarve....